Drei junge Frauen laden mit ihrer isländischen Gruppe Kælan Mikla zu einer Reise in die tiefen 1980er ein, als Electro, Punk und LoFi-Noise-Pop sich fanden. Natürlich verorten sie sich durchaus in der Gegenwart mit diesem eiskalten Stück, in welchem die Sängerin ihren Schmerz kontrolliert und hallig hinausschreit. Getragen wird dies von düsteren, elektronischen Flächen, konstruktivistisch-monotonem Rythmus und leicht frequenzmoduliert, dahinwabernden Synthi-Klängen. Die Dunkelheit, die diese Seelen umgibt, spricht auch aus dem Bandfoto mit Schädel. Und dass Isländerinnen ein Lied von der Dunkelheit und Kälte singen können, überrascht angesichts des Breitengrades sicher auch niemanden. Das Lied "Kalt" ist ein sehr stimmiges, atmosphärisch geladenes Stück für dessen Genuss es keiner aufgezwungenen Abwechslung bedarf. (10.02.2018 si)
Auf dem 2012er Debut-Album "Dýrð í dauðaþögn", welches wohl zunächst passend zu seinem Namen "In der Stille" produziert wurde, findet sich auch der Titel "Að grafa sig í fönn". Also "Kopf im Schnee" auf Deutsch. Dahin muss der als introvertiert geltende Ásgeir Trausti seinen Kopf sicher nicht stecken. Denn das einfühlsame und behutsam instrumentierte Werk, weiß Dank seiner reizvoll-elektronischen Effekte, frischen Beats und der hochtalentierten Soulstimme nicht nur in Island Musikliebhaber zu überzeugen. So wurde das Album in 2014 auch in Englisch veröffentlicht. Leider wurde das 2017er Album "Afterglow" ausschließlich in Englisch veröffentlicht. "Að grafa sig í fönn" ist ein gutes Beispiel dafür, was seine Musik ausmacht: Es ist ruhig, regelrecht wohltuend - das Ohr streichelnd, schreit nicht nach Aufmerksamkeit, aber ist doch abwechslungsreich und lädt zum aufmerksamen Zuhören ein. Es ist verwurzelt im sehr zeitgemäßen, souligen Electro-Pop, wie er von SOHN, James Vincent McMorrow und Caribou bereits als Erneuerungskur in den 2010er Jahren erfolgreich einem breiten Publikum näher gebracht wurde. Obwohl ich den Englisch-Kenntnissen von Ásgeir Trausti traue, hoffe ich, dass er auch wieder in Isländisch singen wird. Dass auch dies von einem engagierten Publikum angenommen wird, haben Gruppen wie Sólstafir, Sigur Rós und Mammút bewiesen. (10.02.2018 si)